(nach Tania Araujo, Mitbegründerin von maiz)
Der christlichen Bibel zufolge mussten Adam und Eva das Paradies für einen “Apfel“ verlassen. Der Apfel ist hier das Symbol der Sünde und der Dissidenz, er ist die verbotene Paradiesfrucht und steht für Unsterblichkeit, Verführung, Liebe und Erotik.
Auch wir Migrant_innen sollen immer wieder aus dem österreichischen "Paradies" vertrieben werden. Dem stellt maiz eine politische Analyse und eine emanzipatorische Arbeit mit Migrantinnen entgegen, die auf Selbstermächtigung und Kritik an den herrschenden Machtverhältnissen baut. In der maiz-Symbolik ist der Apfel der Erkenntnis nicht nur sündhaft pink, sondern stellt auch eine Weltkugel dar, in deren nördliche Hemisphäre wir herzhaft reinbeißen!
Apfel als Metapher von epistemologischen und machtpolitischen Konflikten
Am Anfang war das Paradies, Adam und Eva und eine Schlange auf einem Apfelbaum.
Am Anfang war der Apfel: der Apfel der Erkenntnis und der Apfel vom Baum der Erkenntnis.
Am Anfang war der Apfel und wurde gegessen.
So begann die Geschichte der Menschheit.
Adam und Eva mussten das Paradies für einen Apfel verlassen: der Apfel der Sünde, Apfel als Dissidenzsymbol, Apfel als verbotene Paradiesfrucht Apfel als klassische Frucht der Unsterblichkeit, der Verführung, Liebe und Erotik.
Der Apfel in der maiz Symbolik
Wie Adam und Eva werden wir Migrant_innen bekanntlich aus dem österreichischen Paradies - Garten Eden - ständig vertrieben, weil wir wie Eva verführen können und verbotenerweise vom Apfel der Erkenntnis essen wollen.
Am Anfang der Menschheit standen epistemologische wie machtpolitische Konflikte: Wissen, Kenntnisse, Fähigkeiten, Kompetenzen etc.
In den reifen Apfel beißen wir, mit anthropophagische Lachen und subversive Kraft in Form von emanzipatorischer und politischer Arbeit. In den unverwechselbar pink gefärbt Apfel gebissen, sündhaft pink gebissener Apfel, gebissene Weltkugel, nicht gebissene irgendwo, in Norden gebissen, weil Lokalisierung und Verortung sind unverzichtbare Momente der Befreiung. Gebissene Globus als Metapher gegen die im Norden konstruierten imaginären Geographien. Gebissene nicht vom nirgendwo aus, sondern vom Süden her. „Süden ist nicht nur ein physisch-geographischer Raum; es handelt sich um eine „Metapher für das Leiden des Menschen“. Süden ist auch der privilegierte Ort der Kritik. Die Sicht des Südens ist einer „epistemologischen Zone“, die sich in der „Geopolitik des Wissens“ derjenigen des Nordens widersetzt.“ (Sousa Santos 2004)
maiz und der Apfel der Erkenntnis: über die theoretischen, analytischen und erkenntnistheoretischen Fragen und Auseinandersetzung hinaus werfen wir noch ein neues politisches Problem auf: maiz zielt darauf ab, eine Utopie in einer Welt zu verwirklichen, in der es keine Utopie gibt. Utopien haben ihre Zeitpläne, sagt Ernst Bloch (1985). Und wir haben auch Zeitpläne, Lehrpläne, Stundenpläne und sogar Handbücher.
Post Scriptum:
Am Anfang war der Apfel, bio und kalorienarm, ohne die Diktatur der Schönheit. Danach beherrschte die Badezimmerwaage das Leben von Adam und Eva. Und der Teufel selber errechnete das Idealgewicht der Menschen.
Aber das ist eine andere Baustelle...
Autorin: Tania Araujo
In: maiz - Handbuch zum Unterricht als transdiziplinäres Projekt. Vorbereitungslehrgang zum externen Hauptschulabschluss. 2010