"Prekär, aber revolutionär!" war nicht nur das Motto der maiz Beteiligung an der 1. Mai-Demo in Linz, sondern hat unsere Arbeit im 2006 von verschiedenen Seiten geprägt. Die schon prekären Lebens- und Arbeitsbedingungen von Migrantinnen die maiz- Angebote in Anspruch nehmen, wurden 2006 durch die Verschärfung des Fremdenrechts noch prekärer. Die Betroffenheit bei Dienstleisterinnen in den verschiedenen Sektoren wie Reinigung, Pflege, Sexindustrie, Gastronomie usw. und bei deren Familienangehörigen war spürbar, sei es in der Beratung, im Streetwork, in den Bildungsmassnahmen, in der Forschung oder in den Kulturprojekten. Die Betroffenheit von Prekarisierung als Migrantinnenselbstorganisation war für maiz auch nach wie vor nicht zu leugnen - die Steigerung der Nachfrage unserer Arbeit versus gleiche bis weniger Verfügbarkeit von (Personal-)Ressourcen; große Abhängigkeit vom Willen der SubventionsgeberInnen; Bedrohung durch fehlende Zusagen; Unsicherheit ... Herausfordernd und empörend! Prekarisierung erzeugt Unsicherheit und Angst. Einerseits liegt darin ein Potential, denn Angst und Zorn können zum Zusammenschluss und zur (Selbst)Organisierung führen - andererseits aber auch zum Gegenteil. Mit fortschreitender Prekarisierung sind auch neue Formen von Rassismen und Sexismen sowie deren politische Instrumentalisierung beobachtbar. Diesen Entwicklungen versuchten wir 2006 entgegenzusteuern. Ein gutes Beispiel war das solidarische und lustvolle "Fest der Abrechnung" im Oktober 2006, das mit großem Engagement und Spaß von vielen Mitarbeiterinnen realisiert wurde. Viele andere Beispiele sind in diesem Jahresbericht kurz beschrieben. Und viele auch nicht, denn wir sind prekär, aber revolutionär!
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