Die Verbindung, die Schnittpunkte und Zusammenhänge zwischen Theorie und Praxis sind seit Beginn an ein wichtiges Merkmal der politischen Arbeit von maiz. maiz hat immer wieder theoretisch-politische Beiträge veröffentlicht und sich als ein Raum der Wissensproduktion/Wissensaustausch/Wissensvermittlung verstanden. Ein eigener Forschungsbereich wurde erst ab 2003 etabliert. Seit dem beteiligt sich maiz als Partnerorganisation, gemeinsam mit Universitäten und Forschungsinstituten, oder als Trägerin an spezifischen Forschungsprojekten sowie Aktionsforschungsprojekten. Damit leistet maiz grundlegende Recherchearbeit, die für die Analyse der Arbeits- und Lebensbedingungen von Migrant_innen in Österreich bedeutsam ist.
Die migrantische Perspektive stellt – als politische und ethische Kategorie – den zentralen Blickwinkel der maiz-Forschungsarbeit dar. Ausgehend von der konkreten Verortung als Migrantinnen*selbstorganisation entwickeln intellektuelle Migrantinnen* (Encarnación Gutiérrez Rodríguez 2000) ihre politische Forschungsarbeit im Rahmen von Protestbewegungen, insbesondere innerhalb der antirassistischen, feministischen und Queer-Bewegungen. Dabei werden Migrantinnen* vor dem Hintergrund ihrer gesellschaftlichen Marginalisierung, Instrumentalisierung und Unsichtbarmachung – mit bewusster Parteilichkeit – als zentrale Subjekte der wissenschaftlichen Arbeit dargestellt (siehe dazu ein Interview in dem erläutert wird warum es für maiz wichtig ist, eigene Forschungsarbeit zu betreiben).
Von großer Bedeutung ist auch die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit bestehenden Bildungskonzepten für Migrantinnen um die eigene Bildungspraxis in maiz weiterzuentwickeln, und um einen Anstoß zur Entwicklung von neuen Zugängen und Konzepten zu geben, die postkoloniale und feministische Aspekte berücksichtigen.
Über finanzierte Projekten hinaus, wird bei maiz auch viel unbezahltes Wissen generiert. Mit der Gründung der „Universität der Ignorant_innen“ anlässlich des 20-jährigen maiz-Jubiläums im Jahr 2014 wurde diesem Bereich eine wichtige Entfaltung gegeben. Ausgangspunkt der Universität ist die Erkenntnis, dass alle „ignorant“ sind, – solange marginalisierte Wissensbestände und -traditionen ignoriert werden, – solange Wissen hergestellt wird, ohne dessen Machtdimension kritisch zu reflektiren. Es geht darum, die Auswirkungen ignoranter Wissensproduktionen zu untersuchen, ihre hegemoniale Basis anzugreifen und Strategien für eine kritische Praxis zu entwerfen. Relevant ist dabei nicht nur die Frage, worüber gesprochen wird, sondern auch, wer für wen spricht und was wann und warum überhaupt als legitimiertes Wissen anerkannt wird. Es geht um das Verschieben von Grenzen, um emanzipatorische Raumnahme und damit auch um den Widerstand gegen eine Exotisierung der_des „Anderen“. Ein utopischer Ort entsteht, die „Universität der Ignorant_nnen“, an dem gegenhegemoniales Wissen hergestellt und ausgetauscht werden kann.
Die Forschungsarbeit von maiz soll insbesondere die gegenhegemonialne Bewegungen, u.a. Migrantinnen*selbstorganisationen, stärken – und so auch im akademischen Bereich neue Gesprächs- und Bündnispartner_innen erreichen. Die Verleihung des Käthe-Leichter-Staatspreises für Frauenforschung, Geschlechterforschung und Gleichstellung in der Arbeitswelt 2010 an Luzenir Caixeta verstehen wir als positive Resonanz auf diesen Arbeitsbereich.